„Jeder verfasste Text ist besonders“ – Nachbericht zur Lesung mit Autorin Tete Loeper
(Bj) Die Pausenglocke läutete und die Oberstufenschülerinnen und Oberstufenschüler begaben sich in die imposante Aula unseres Gymnasiums. Fast alle Plätze der vielen Sitzreihen waren besetzt, bis auf die erste Reihe, welche für Schulleitung, Lehrer und Presse reserviert war, die bei einem so besonderen Ereignis natürlich nicht fehlen durfte.
Noch wurde der gewaltige Raum von Gesprächen der vielen Schülerinnen und Schüler gefüllt, während man auf der erhöhten Bühne zwei Stühle und einen Tisch, auf dem eine mit Schnittblumen gefüllte Vase stand, entdecken konnte. Die Aufregung war groß und stieg Sekunde um Sekunde an. Die Tür ging auf und mit der ersehnten Ankunft der Autorin Tete Loeper füllte sich der Raum schlagartig mit Stille. Die Schülerin Mia Rix begleitete Frau Loeper zu ihrem Platz auf der Bühne und stellte sie vor. Dann ging es auch schon los.
Mit Tete Loepers erfolgreichen Debütroman ,,Barfuß in Deutschland" werden wichtige gesellschaftliche Themen wie Migration, Integration und vielfältiger Rassismus behandelt. Plan war es ursprünglich, mindestens drei Kapitel vorzulesen, doch das durch Fragen geprägte Interesse war so hoch, dass letztlich nur zwei vollständige Passagen vorgelesen werden konnten. Mit dem breiten Spektrum der Fragen konnten emotionale, ernste, aber auch lustige Momente festgehalten werden, welche die Stimmung mit der Zeit immer mehr auflockerten. So kam es durchaus dazu, dass eine Fragerunde formell mit der Motivation zum Schreiben des Romas begann und schließlich mit der Erkenntnis endete, dass Deutsche unheimlich viel Brot essen.
Beim Vorlesen wurde schnell klar, dass die afrikanische Autorin aus Ruanda Teile ihres Lebens, aber auch Ereignisse von anderen Personen, die sie unter anderem in ihrem Integrationskurs kennengelernt hat, in den Verlauf ihres Romans verflochten hat. Ob es an der Atmosphäre lag oder zusätzlich auch an dem Fakt, ein Gesicht hinter der Lektüre zu sehen: Tete Loeper erweckte mit ihrer Stimme ihre Figuren auf eine einzigartige Weise zum Leben, was man durch simples Selbstlesen nicht erreichen kann.
Doch das sollte es nicht für alle gewesen sein. Denn in der fünften und sechsten Stunde konnten 15 Schülerinnen und Schüler an einem Schreib-Workshop zusammen mit Frau Loeper teilnehmen. Die Nachfrage war sehr hoch, so dass die Kandidaten und Kandidatinnen ausgelost werden mussten. Versammelt an einem großen Tisch fand eine kurze persönliche Vorstellungsrunde statt, bevor es mit dem kreativen Schreiben auch schon losging. Nach knapp einer halben Stunde stellte man seine Top-Ergebnisse aus den Gruppen vor, welche sich nach Wunsch der Interessierten aus Poetry Slam und Kurzgeschichten zusammensetzten und den Schülerinnen und Schülern ein Kennenlernen neuer Schreibstile boten. Die 90 Minuten endeten mit einem berührenden und motivierenden Fazit der Autorin, welches den Kandidatinnen und Kandidaten in Erinnerung bleiben wird: ,,Lasst euch nicht von den Meinungen anderer unterkriegen, denn jeder verfasste Text ist besonders und es wird immer Leute geben, die kritisieren.”
Ein bereichernder Tag für die Oberstufenschülerinnen und Oberstufenschüler am Lothar-Meyer-Gymnasium.
Text von Jolina Stübben und Luise Leffers